Rezensionen
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Dank eines Fusionsantriebs gelang es der Menschheit das Sonnensystem zu erobern. Inzwischen leben Hunderte von Millionen von Menschen auf den Planeten, Monden und Asteroiden, die die Sonne umkreisen. Jim Holden ist erster Offizier auf dem Transportraumschiff Canterbury, das Eisberge aus den Saturnringen in den Asteroidengürtel zieht, um die Leute dort mit Wasser zu versorgen. Ihr aktueller Flug wird jedoch von einem Notruf unterbrochen. So etwas darf man im Weltraum nicht ignorieren und sie sind das einzige Schiff in der Nähe. Widerwillig bremst der Kapitän ab, um der Scopuli zur Hilfe zu kommen. Jim und eine kleine Entermannschaft nehmen für die letzten Kilometer das Beiboot und finden die Hülle der Scopuli aufgesprengt. Im Inneren treffen sie auf keine Besatzungsmitglieder. Nur der Notruf sendet einsam sein Signal aus. Als sie ihn öffnen, finden sie im Inneren einen Peilsender. Nun begreifen sie endlich, dass sie in eine Falle getappt sind. Doch da ist es bereits zu spät. Die Canterbury wird von einem unbekannten, getarnten Schiff angegriffen und vollständig zerstört, während Holden und die anderen vom Beiboot aus hilflos mit zusehen müssen.
Miller arbeitet als Ermittler für die Sicherheit auf dem Zwergplaneten Ceres zwischen Mars und Jupiter. Als ihn seine Vorgesetzte in ihr Büro ruft, ahnt er nichts Gutes. Miller wird mit einem Privatauftrag einer Investorenfamilie betreut. Er soll Julie, die Tochter der Familie, die ihr Luxusleben hinter sich gelassen hat und in den Asteroidengürtel gezogen ist, finden und zur Erde zurückschicken. Das Kidnapping einer erwachsenen Frau stößt ihm zwar sauer auf, wehren kann er sich gegen diesen Auftrag jedoch nicht. Miller kommt jedoch erst gar nicht dazu, mit der Suche nach Julie zu beginnen, denn eine öffentlich gesendete Nachricht von Holden trifft auf Ceres ein. Er berichtet darin von der Zerstörung der Canterbury und den Spuren, die er auf der Scopuli gefunden hat. Dies eskaliert die Stimmung auf der Station und führt zu Unruhen gegen Menschen, die auf den inneren Planeten geboren wurden. Miller und seine Kollegen müssen diese erst eindämmen, bevor er sich seinem Sonderauftrag widmen kann. Als er endlich dazu kommt, findet er in Julies Wohneinheit eine Nachricht ihrer Familie, die Konflikte zwischen Planeten- und Asteroidenbewohnern vorhersagt und das Wochen, bevor die Canterbury zerstört wurde. Miller wittert eine große Sache, in die er da hineingestolpert ist.
Die Perspektive in Leviathan Wakes / Leviathan erwacht wechselt mit den Kapiteln immer zwischen Holden und Miller hin und her. Die beiden Männer sind einerseits sehr unterschiedlich, was ihre Einstellung der Menschheit und der Freiheit von Informationen angeht und sich andererseits auch sehr ähnlich, was ihre Passion und Sturheit angeht. Im Roman werden die Protagonisten mit vielen moralischen Grauzonen konfrontiert und müssen ihren eigenen Weg finden. Daniel James Abraham und Ty Franck verbinden in ihrem Werk Aspekte von Space Opera, Politik-Thriller, Horror und Noir-Mystery zu einer fesselnden Mischung. Laut dem Interview am Ende des Buches, haben sie sich beim Handlungsrahmen gezielt für die seltener in der Science Fiction zum Thema genommenen Zeit zwischen der nahen Zukunft und der fernen Zukunft, wenn die Menschheit bereits zwischen den Sternen reist, entschieden. Der Roman zeigt daher, wie die Menschen mit ihren aktuell vorherrschenden Verhaltensweisen, ihrer Gier und schnellen Bereitschaft zum kriegerischen Konflikt, in unser Sonnensystem aufbricht und die Probleme dabei auf neue Größenordnungen skalieren.
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Remembrance of the Daleksvon Ben Aaronovitch
Tags:
Science Fiction
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10.09.2019
~JK
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Der siebte Doctor und seine Begleiterin Ace bemerken im Jahr 1963 in London einen Lieferwagen mit Überwachungsequipment, der ihre Aufmerksamkeit erregt. Kaum hat der Doctor sich eingemischt, finden sich die beiden auch schon in einem Feuergefecht zwischen der Armee und einem Dalek wieder. Die Waffen der Soldaten können gegen den Außerirdischen nichts ausrichten. Glücklicherweise würde Ace nie ohne ihren Sprengstoff auf der Zukunft die T.A.R.D.I.S. verlassen. Todesmutig stellt sich der Doctor dem Dalek entgegen und lockt ihn so in eine Falle.
Das war jedoch erst der Anfang. Der Doctor und Ace kehren zu der Stelle zurück, an der sie zuerst den Überwachungswagen beobachtet haben. Aus der gegenüberliegenden Schule kommen extraterrestrische Signale und der Doctor möchte der Sache auf den Grund gehen. Im Keller der Schule stoßen die beiden auf einen Transporter mit dessen Hilfe sich gerade ein weiterer Dalek auf die Erde beamen will. Im letzten Moment gelingt es dem Doctor den Transporter zu deaktivieren. Doch das sollte nicht der letzte Dalek gewesen sein, denn immer mehr der außerirdischen Tötungsmaschinen versammeln sich zu einer Schlacht in London.
Ben Aaronovitch schrieb schon das Drehbuch für die gleichnamige Doctor Who-Folge Remembrance of the Daleks. Später wurde er gebeten, das Drehbuch als Roman zu adaptieren. Dabei handelt es sich um seinen ersten Prosatext, was man ihm leider anmerkt. Der Schreibstil ist noch recht unbeholfen und die Szenen teilweise unübersichtlich. Wie er im Jahre später ergänzten Vorwort erklärt, sind Drehbücher und Romane doch zwei völlig verschiedene Dingen und was im einen einfach funktioniert, funktioniert im anderen dafür nicht.
Dennoch gelingt es Ben Aaronovitch insbesondere den Charakter des Doctors sehr gut einzufangen und neben einigen Witzen auch zusätzliche Informationen in die Handlung einfließen zu lassen, die diese verständlicher machen als den TV-Vierteiler von 1988.
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Das Snapshot-System unter der Millionenstadt Clipperton ist gewaltig. Es simuliert einen vergangenen Tag vollständig. Alle Gebäude und Personen werden aus Rohmaterie hergestellt, alle Ereignisse nachgespielt und am Ende der Simulation wird alles wieder aufgelöst. Erst wusste die Stadt nicht so recht, was sie mit der Maschine machen sollte und überhaupt darf. Nun schicken die Behörden die ehemaligen Polizisten Davis und Chaz in die Simulation, um an vergangenen Tagen, an denen Verbrechen in der echten Welt begangen wurden, Beweise zu sammeln, um der Staatsanwaltschaft vor Gericht zu helfen.
Die beiden Männer gehen nicht gerade zimperlich mit den Bewohnern der Simulation vor. Als einzige echte Menschen hier, besitzen sie die größte Autorität. Heute verfolgen sie einen Mörder, sehen ihm beim Verstecken der Tatwaffe zu und haben dann stundenlang nichts zu tun, bis sie am Abend einen Fall von häuslicher Gewalt beobachten sollen. Eigentlich müssten sie die Zeit in einem Saferoom verbringen, um die Ereignisse in der künstlichen Welt nicht unnötig zu beeinflussen. Das ist den beiden jedoch viel zu langweilig. Stattdessen beschließen sie, einem Tipp aus dem Internet zu folgen. Dieser bringt sie auf die Spur eines Serienmörders, dessen Existenz bisher von den Kollegen vor ihnen geheim gehalten wurde.
Mit Snapshot ist Brandon Sanderson eine spannende und faszinierende Novelle gelungen, die am Ende noch mit einigen Überraschungen aufwarten kann. Die Gedankenspiele erinnern an die Holodeck-Folgen von Star Trek und an Blade Runner.
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Nadelherzvon Julia Corbin und Kerstin Pflieger
Tags:
Thriller
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05.09.2019
~JK
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Kaum ist Alexis Hall aus dem Urlaub zurückgekehrt, empfangen sie ihre Kollegen auch schon mit einem neuen Fall. Alexis wird direkt am Mannheimer Bahnhof eingesammelt und mit zur Wohnung von Tessa Maerten genommen. Die Frau ist der Polizei bekannt, da sie zusammen mit ihrer Freundin Jasmin Harms entführt und über ein Jahr festgehalten wurde. Bei ihrer Befreiung vor wenigen Wochen starb ihre Freundin und ebenso eine an ihrer Rettung beteiligte Frau. Nun hat ihr jemand per Post eine Schatulle mit einem blutigen Herz voller Nadeln geschickt. Alexis befürchtet das Schlimmste und lässt es gleich zur Rechtsmedizin bringen, um herauszufinden, ob es sich um ein menschliches Organ handelt.
Leider stellt sich das Herz tatsächlich als wenige Tage alt und menschlich heraus. Damit haben Alexis und ihre Kollegen es mit einem neuen Mordfall zu tun. Aus diesem möchte sie ihre Freundin, die Kriminalbiologin Karen Hellstern, eigentlich raushalten, da sie mit ihrem neuen Pflegekind Merle genug zu tun hat. Auch möchten Karen und Merle demnächst in den wohlverdienten Urlaub fahren. Doch als am nächsten Tag die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, der das Herz herausgeschnitten wurde, muss Alexis Karen um ihre Mithilfe bitten. Die Frau wurde nicht nur, wie eine große Version des Herzens mit Metallstangen durchbohrt, sondern ihr Leichnam leuchtet zudem im Dunkeln. Nun muss Karen herausfinden, welche Bakterien hier am Werk sind und wie ihnen diese Erkenntnis bei der Suche nach dem Täter weiterhelfen kann.
Eine neue Ermittlerin in Alexis' Team bemerkt, dass das Opfer frappierende Ähnlichkeit mit Tessa Maerten besitzt. Nachdem die Leiche über die aktuellen Vermisstenmeldungen identifiziert werden konnte, beginnt Alexis im Umfeld der beiden Frauen nach Gemeinsamkeiten zu suchen und wird schon bald fündig.
Julia Corbin schreibt ihre Thriller weiter auf hohem Niveau und versteht es, ihren Lesern das Grauen der Situationen, in denen sich die Opfer wiederfinden, vor Augen zu führen. In Nadelherz kombiniert die Autorin erneut kreative Tötungsmethoden mit wissenschaftlich raffinierten Spurenanalysen. Auch die persönlichen Beziehungen der Charaktere kommen nicht zu kurz und entwickeln sich im guten Maße weiter.
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Reticencevon Tofa Borregaard und Gail Carriger
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02.09.2019
~JK
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Die junge Kapitänin Rue ist bereits im sechsten Monat schwanger und mit ihrem Luftschiff nach London zurückgekehrt, um im Beisein der High Society ihren Freund und Schiffsingenieur Quesnel Lefoux zu heiraten. Bei diesem kurzen Zwischenstopp versucht die Besatzung der Spotted Custard endlich einen Schiffsarzt anzuheuern. Bei den vielen gefährlichen Situationen, in denen sie sich immer wiederfinden und bei der Ungewissheit, ob Rue demnächst ein übernatürliches Kind zur Welt bringen wird, ist das eine durchaus gute Idee. Die Bewerber lassen jedoch alle sehr zu wünschen übrig, bis Doktor Arsenic Ruthven an Bord kommt. Die junge Ärztin begeistert alle Crewmitglieder und insbesondere Percival Tunstell verschlägt es die Sprache. Sie ist selbst exzentrisch und passt hervorragend in die Mannschaft, deren unkonventionellem Verhalten sie vom ersten Moment an sehr fasziniert.
Arsenic rät Rue gleich dazu, während ihrer Schwangerschaft ihre übernatürliche Begabung nicht mehr einzusetzen und sich somit in Gefahrensituationen nicht in andere übernatürliche Wesen zu verwandeln, da dies dem Kind schaden könnte.
Nach der Hochzeitsfeier des jungen Paares geht es für die Spotted Custard weiter in Richtung Ägypten, wo der der Bräutigam seinen neuen Schwiegereltern vorgestellt werden soll. Hier erhält Rue von ihrer Mutter Lady Maccon ihr nächstes Reiseziel: In Japan soll sie nach einer übernatürlichen Spezies suchen, die sich in Füchse verwandeln kann. Dabei sind die Besatzungsmitglieder der Spotted Custard nicht die ersten, die sich an dem Unternehmen versuchen. Eine zuvor ausgesandte Spionin ist verschwunden und soll nach nebenbei gerettet werden. Während der langen Reise in den Osten kommen sich Percival und Arsenic derweil immer näher.
Reticence ist der Abschlussband der Custard Protocol Bücher und Gail Carriger gelingt es, jede Menge ihrer Charaktere aus allen ihren bisherigen Buchreihen auftauchen und sich einmischen zu lassen. So entsteht eine schöne Verknüpfung ihrer Werke. Der Sprachstil der Autorin hat einen hohen Wiedererkennungswert. Nach wenigen Worten fühlt man sich bereits zurück in der von ihr erschaffenen und mit viel Sprachwitz gewürzten Steampunk-Welt, in der man so köstlich unterhalten wird. Mit diesem Band erhält man nun auch endlich einige lang ersehnte Erklärungen zu den übernatürlichen Wesen. Der Kern der Geschichte ist die langsam aufblühende Romanze zwischen dem zurückhaltenden Percival und der neu an Bord gekommenen Arsenic. Sie bestimmt das Buch im positiven Sinne und lässt die restliche Handlung dabei ein wenig verblassen.
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Leviathan Wakes / Leviathan erwacht